FIGUREN
PROJEKT – BROT & SALZ | ENTWICKLUNG | Projekte
Das Gemeinschaftsprojekt „BROT & SALZ“ ist bewusst offen und erweiterbar konzipiert. Mit der Zeit werden weitere Mitglieder mit ihren Figuren dazukommen, so dass sich eine dynamische Gesamtinszenierung mit wechselnden Inhalten ergibt.
„Wi Nedderdütschen sünd en hart Holt,
wat langsam Füer fangt, äwer denn ok Hitt giwwt.“
(F. Reuter Ut de Franzosentid)
„Wir Niederdeutschen sind ein hartes Holz,
das langsam Feuer fängt, aber dann auch Hitze abgibt“
Sein Lebenslauf hat einiges zu bieten:
Schulisches Desinteresse, autoritärer Vater (zwingt ihn zum Jura-Studium) Studienabbruch, Todesurteil wegen „Hochverrats“, Begnadigung zu 30 jähriger Festungshaft, ein großes Alkoholproblem …
Trotz aller Widrigkeiten behielt Reuter seinen Humor und verlor den Sinn für Kunst und Geselligkeit nicht. Mit Mitte 40 gelang ihm der große literarische Durchbruch, seine Bücher verkauften sich millionenfach und machten Reuter zum meist gelesenen Schriftsteller Norddeutschlands.
Uns interessieren diese Brüche in der Biografie, sein Talent, literarische Figuren zu kreieren, die beim „einfachen Volk“ wie auch beim Bildungsbürgertum gleiche Beliebtheit erlangten.
Mudder Schulten ist eine dieser Kultfiguren –
eine resolute Bäckersfrau, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Reuter sitzt am Schreibtisch und vor seinem geistigen Auge erscheint diese literarische Figur in Lebensgröße und voller Agilität.
Idee, Ausstattung und Spiel: Katharina Sell & Frank Hirrich
"Es war einmal eine höchst lebendige Frau, die eine Menge Männergeschichten hatte, eine Schriftstellerin, die zu früh und zu viel Erfolg hatte, manchmal hungerte und manchmal wahnsinnig viel Geld verdiente, an eine Große Sache glaubte und an einer Großen Sache zweifelte – kurzum: Es war einmal, und es war gut so, und auch das Schlimme und Dreckige war in seiner Art gut."
(Brigitte Reimann über sich selbst)
Brigitte Reimann, Kind der Nachkriegszeit, Bürgerin der DDR, Schriftstellerin im Dienste oder „Lebefrau“ im Wandel der Zeit? Ein Leben zwischen Sehnsucht und Erfüllung, Anerkennung und Ohnmacht, besessen und ständig auf der Suche nach einem überwältigenden Gefühl.
»Es muss, es muss sie geben, die kluge Synthese zwischen Heute und Morgen, zwischen tristem Blockbau und heiter lebendiger Straße, zwischen dem Notwendigen und dem Schönen, und ich bin ihr auf der Spur, hochmütig und ach, wie oft, zaghaft, und eines Tages werde ich sie finden.« (aus „Franziska Linkerhand“)
Jürgen, ein kurzzeitiger Lebensbegleiter Brigitte´s, Musiker und Plattensammler, Geistesbruder und Verehrer, erinnert sich nach über 40 Jahren …
„… an die große Träumerin und noch größere Utopistin, du bist ein großes Abenteuer, ein Ausflug in die Anarchie …“
Idee, Ausstattung und Spiel: Uwe Albrecht
Klaus Störtebeker (* um 1360; † angeblich am 20. Oktober 1401 in Hamburg), auch Klaas Störtebecker, Claas Störtebeker oder Nikolaus Storzenbecher soll ein Seeräuber sowie Anführer der als Likedeeler (Gleichteiler) bezeichneten Vitalienbrüder gewesen sein.
Seine Herkunft ist nicht bekannt.
Die Likedeeler unterstützten König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu Seeräuberei in Nord- und Ostsee mit Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und der Hanse.
Am 22. April 1401 wurde Klaus Störtebeker auf seinem Schiff gestellt und nach erbittertem Kampf gefangen genommen.
Einer Legende nach soll der Bürgermeister von Hamburg versprochen haben, allen Männern das Leben zu schenken, an denen Störtebeker nach seiner Enthauptung vorbeiginge.
An elf Männern schritt der Geköpfte vorbei, bevor ihm der Henker ein Bein stellte.
Klaus Störtebeker, der alte Haudegen und Seeräuber, war oftmals zu Gast in Idas alter Schänke.
Wir schreiben das Jahr 1411 und Störtebekers Enthauptung jährt sich zum zehnten Mal.
Es wurde viel erzählt und gedichtet um diese legendäre Figur, doch nun gibt es neue Erkenntnisse …
Idee, Ausstattung und Spiel: Janina Howitz & Sigfried Weber
Ina Rex (Pseudonym für Alwine Amalie Hinrichsen, geb. Hannemann) wurde 1845 auf Rügen / Mönchgut geboren und hat viele Jahre ihres Lebens in Rostock verbracht, wo sie 1910 starb.
Sie ist eine - leider fast unbekannte - Heimatschriftstellerin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Als Frau aus bäuerlichen Verhältnissen stammend hatte sie einen ungewöhnlichen Lebensweg, nämlich den einer verheirateten und doch schreibenden Frau.
Man muss bedenken: auf Mönchgut wurde damals die Schulpflicht erst eingeführt. Dass Menschen, insbesondere Frauen lesen konnten, gar eine schriftstellerische Karriere begannen, war mehr als ungewöhnlich.
Sie bekam drei Söhne, von denen einer ebenfalls als Dramatiker, Arzt und Direktor der psychiatrischen Anstalten Herisau, Schweiz bekannt wurde.
Ihr Buch "Stille Schicksale" erschien 1908 im Hermann Hilger Verlag Berlin/Leipzig.
1910 erschien ihr Roman „Nivellierarbeit der Zeit“.
"Hier lebt Mönchgut mit dem Salz und Heuduft seiner Wiesen, seinem Winterstürmen, seiner Stille und Weite. Dieses Buch muss jeder lieben der Rügen liebt." Zitat Klappentext.
Die Schauspielerin Christina Kraft stammt selbst von der Halbinsel Mönchgut und erweckt das Buch in einer stimmungsvollen Lesung zum Leben. Der Musiker Martin Preugschat begleitet sie auf der Gitarre.
Idee, Ausstattung und Spiel: Christina Kraft
Philipp Otto Runge wurde 1777 in Wolgast geboren. Er verstarb 1810 mit 33 Jahren an Tuberkulose in Hamburg.
Er war das neunte Kind von elf Geschwistern. Als Kaufmannskind interessierte ihn dennoch immer Kunst. Durch Klopstocks Empfehlung hat er angefangen, die Welt der Malerei zu entdecken.
Runge hatte die Vision, Malerei, Dichtung, Musik und Architektur zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen. Vor allem erlangte er durch seine Scherenschnitte Bekanntheit, die er als „lebendigen Geist des Gottes“ betrachtete.
Philipp Otto Runge entwarf zwischen 1806 und 1810 seine „Farben-Kugel oder Construction des Verhältnisses aller Mischungen der Farben zu einander, und ihrer vollständigen Affinität“. Er wollte nicht das Verhältnis von Mischungen, sondern die Harmonien von Farben anschaulich erfassen, um Ordnung in die Gesamtheit der möglichen Farben zu bringen.
Seine Kunst hat noch heute ihre Bewunderer, was nicht immer einfach ist.
Erleben Sie mit Amira Runge und ihrem Freund Tim Haubold, was es bedeutet, mit bestimmten Erwartungshaltungen an Träger großer Namen umgehen zu müssen.
Idee, Ausstattung und Spiel: Zehra Öykü Sarı, Maximilian Sterba, Jana Sonnenberg (Idee)
Der „Raubritter“ Hermann II von Karlow (heute Carlow) wurde 1386 erstmals urkundlich genannt.
Zu seinen Lebzeiten wurden Ritterdienste zunehmend von Söldnern übernommen und die Kaufleute leisteten sich bezahlte Wehrbegleitung um den althergebrachten Wegezöllen zu entgehen.
Hermann von Carlow zehrte nur noch von den Abgaben aus seinen Ländereien. Als gelernter Kämpfer fehlten ihm jedoch Umsicht und auch das Geld, diese in Ordnung zu halten. Allmählich verwahrloste der gesamte Besitz.
Ein Ausweg schien die Heirat seiner Schwester Ricardis mit dem einflussreichen Geschlecht derer von Bülow zu sein. Für die nötige Mitgift fehlten allerdings ebenfalls die Mittel ... In einem Kurztheaterstück zeigen Maren und Willi Winter wie das Problem mit ein wenig Umdenken und List damals gelöst wurde.
Während Ricardis in der Familie Bülow neuen Zeiten entgegen sah, blieb Hermann den Traditionen verhaftet, errichtete eine Burg, kontrollierte von dort aus die Warenzüge der Kaufleute und nahm mit Gewalt was ihm seiner Meinung nach zustand.
Sein „gerechter“ Kampf blieb glücklos. Bei einem Rachefeldzug der Lübecker wurde Hermann zwischen 1400 und 1418 bei Schönberg erschlagen.
Sein Sohn errichtete ihm einen Sühnestein, der heute vor der Schönberger Kirche steht.
(Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt des Steins mit dem knieenden Hermann II von Carlow.)
Idee, Ausstattung und Spiel: Maren & Willi Winter
Ein Kurzstück zu Uwe Johnson und seiner Heimat
Heimat?
Was ist schon Heimat?
Wo kann einer zu Hause sein, für den in der DDR kein Platz war?
Uwe Johnson gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Nachkriegszeit. Doch er musste nach Westdeutschland umziehen, um schreiben zu können: von Trennung, Teilung und von seinem geliebten Mecklenburg.
Birte Bernstein ist Erzählerin und nimmt ihr Publikum mit in diesen heißen Sommertag 1959, an dem Uwe Johnson in Ostberlin in die Stadtbahn steigt und nach Westberlin fährt. Das freie mündliche Erzählen lässt Bilder im Kopf lebendig werden: es entstehen Eindrücke von der Fahrt mit der Bahn durch Berlin, von der Weite Mecklenburgs und der Persönlichkeit Uwe Johnsons.
Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Cammin / Pommern im heutigen Polen geboren, wuchs in Anklam und Güstrow auf, studierte in Rostock und Leipzig und zog als 25jähriger 1959 von Ost- nach Westberlin um.
Er starb einsam und unentdeckt im Alter von 49 Jahren in England.
Ein großartiger Schriftsteller, ein feiner Beobachter, ein schwieriger und unnahbarer Mensch.
Idee, Ausstattung und Spiel: Birte Bernstein
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